Liebesbriefe großer Komponisten Schloss Malberg 8.11.

Romantische Streifzüge im Schloss Malberg

„Liebesbriefe großer Komponisten“ angereichert mit liebevollem Menü aus dem 18. Jahrhundert

Malberg (SK). Auch das 5. Konzertereignis – im Reigen von insgesamt 13 Konzerten – im Rahmen der 5. Auflage des beliebten Kulturevents MozartWochenEifel am 8.11. war etwas ganz Besonderes. Das begeisterte Publikum dankte es dem musikalischen Leiter der MozartWochenEifel, Prof. Georg Mais – dieses Mal in der Rolle des humorvollen Sprechers – und dem Kölner Pianisten Sergey Markin mit anhaltendem Applaus und vielen neugierigen Nachfragen beim anschließenden 4-Gang-Menü von Maître Thomas Herrig (Gasthaus Herrig, Meckel)…

Was waren das noch für Zeiten, als sich Männlein und Weiblein – teils geheimnisvoll, teils öffentlich – ihre Liebesschwüre in romantischen Briefen mitzuteilen trauten und eine Liebesbeziehung in gebildeten Kreisen meist wesentlich von intellektuellem Gedankengut und liebevollen Gesten sowie der Handschrift des/der Liebsten abhängig war. Verzückt lauschten deshalb die weiblichen Gäste den Worten von Prof. Mais und verschmitzt lächelnd nahmen es die anwesenden Männer zur Kenntnis, dass Liebe vom 17. bis 19. Jahrhundert tatsächlich auch aus vielen romantischen Worten und Wendungen bestehen konnte und nicht nur aus lapidaren Anrufen oder SMS-Nachrichten, bezüglich der Rückkehr des geliebten Menschen und wann das Essen auf dem Tisch zu stehen hat. Entsprechend prickelnd war die Stimmung im Festsaal von Schloss Malberg – untermalt vom himmlischen Klavierspiel des Sergey Markin…

Ganze elf Liebgeschichten zauberten Mais und Markin aus dem Hut: von Bach bis Beethoven, von Mozart bis Liszt, von Haydn bis Mendelssohn Bartholdy und von Schumann bis Schubert sowie von Chopin über Weber bis Brahms. Den musikalischen Einstieg machten beide mit Bach „Willst Du Dein Herz mir schenken“… Den größten „Zwischenapplaus“ – gab’s allerdings bei Webers „Aufforderung zum Tanz op. 65“, der einige im Saal nur allzu gerne nachgekommen wären. Zu verlockend waren die Klavierklänge im lichtdurchfluteten Saal. Und noch ein paar schadenfrohe Lacher und Augenzwinker gab es bei einer Dame, deren Handy zu Beethovens Liebesqualen klingelte. Wie sie glaubhaft nach dem Meisterkonzert versicherte, passiere dies aber höchstens dreimal im Jahr. Prof. Mais nahm’s mit Humor; denn auch der von Haus aus humorige Beethoven hätte daran seine Schadenfreude gehabt.

Die interessierten Musikfreunde staunten übrigens nicht schlecht, als Prof. Mais sie wissen ließ, dass Musikgenie Wolfgang Amadeus Mozart nicht nur rasend schnell und brillant komponierte, sondern auch einer der fleißigsten Briefeschreiber war. Das Objekt seiner Begierde – seine Frau Constanze – pflegte er mit „Liebstes, bestes Weibchen“… anzuschreiben. Oft zählte er die Tage bis zum Wiedersehen: „Heute ist der 6. Tag, den ich von dir weg bin, und bei Gott, mir scheint es schon ein Jahr zu sein. Du wirst wohl oft Mühe haben, meinen Brief zu lesen, weil ich in Eile bin und folglich etwas schlecht schreibe. Adieu, liebe, einzige… der Wagen ist da…. Leb Wohl und liebe mich ewig so wie ich dich, ich küsse dich millionen Mal aufs Zärtlichste – Wolfgang.“ Musikalisch unterlegt wurden seine Zeilen von Markins Interpretation der Mozart Sonate C Dur KV 330 1. Satz Allegro moderato….

Für Erheiterung und Staunen sorgten auch die amourösen Abenteuer von Franz Liszt, der schon zu seiner Zeit als Charmeur die Runde machte. Gleich mit zwei Frauen hatte er eine längere Beziehung: mit der Gräfin Marie D’Agoult und der Fürstin Carolyne von Sayn Wittgenstein. Beide verlassen ihre Heimat, ihre Ehemänner, um mit Liszt zusammen zu leben – ein Affront sondergleichen in der damaligen Zeit…

Auch die Zeilen zum Kennenlernen von Frederik Chopin – ein Freund von Liszt – und der Schriftstellerin Aurore Dudevant – besser bekannt unter ihrem Künstlernamen George Sand, sorgten für Staunen; jeder, der die Liebesgeschichte der beiden im Kloster von Valldemossa auf Mallorca gehört hat, konnte es kaum glauben, dass sich die beiden anfangs alles andere als sympathisch fanden…

Da Liebe ja bekanntlich auch durch den Magen geht, endete der künstlerische Liebesreigen anschließend in einem Festbankett u.a. mit „Bouef à la mode“, „Schöpse mit Spenadt und Zerzigen, Erbissen und Erteffen – einem wundervoll zartem Lamm mit Kartoffel-Erbsenpürre und Rotkohl – sowie „Sprützkuchen“…. Marke Herrig, der sich und seine Gäste in die Kochkünste des Jahres 1716 zurück versetzte – allerdings etwas moderner angehaucht war’s schon, was das überlieferte Menü der Orgelprobe Bachs in Halle a. d. Saale am 3. Mai 1716 auf Einladung des Hallisches Rates zu bieten hatte. So vergingen die Stunden wie im Fluge und alle Anwesenden waren sich sicher, das war wirklich ein außergewöhnliches Happening…

Schon am nächsten Wochenende geht’s weiter im Konzertreigen der MozartWochenEifel, der am Freitag, 13.11. ab 20 Uhr in der Aula des Klosters Steinfeld, am Samstag, 14. November ab 20 Uhr in der Erlöserkirche in Gerolstein und am Sonntag, 15. November ab 20 Uhr in der Kirche St. Johannes in Waxweiler mit dem Süddeutschen Kammerorchester unter Leitung von Prof. Georg Mais – mit Solist Henrik Wiese (Flöte) zu Gast sein wird. Das nächste Stelldichein im Schloss Malberg (ab 20 Uhr in Malberg) gibt der musikalische Tross übrigens bereits am Samstag, 21. November mit dem Yoon Klaviertrio aus Hannover…

Weitere Infos zum Festival gibt’s ab sofort unter www.mozartwochen-eifel.de bzw. unter Facebook „Mozart Wochen Eifel“. Tickets sind erhältlich über www.mozartwochen-eifel.de, die Ticket-Regional-Hotline 0651 / 97 90 777 und an allen bekannten Vorverkaufsstellen von Ticket- Regional.

Zum honorarfreien Abdruck – bei Zusendung eines Belegnachweises – frei gegeben.

Fotoauswahl © Sabine Krösser /MZWE 2015

 

Zurück